Sizilien  






 

Land & Leute


Geographische Lage: Sizilien ist die größte Insel Italiens und des Mittelmeeres, die durch die Straße von Messina vom italienischen Festland getrennt ist. Die Insel ist 25426qkm groß und hat zusammen mit den angrenzenden Nebeninseln etwa 5,2 Millionen Einwohner. Sizilien ist in neun Provinzen eingegliedert: Agrigento, Caltanissetta, Catania, Enna, Messina, Palermo, Regusa, Siracusa und Trapani. Die Hauptstadt von Sizilien ist Palermo.

Oberflächenstruktur: Die Oberflächenstruktur Siziliens zeichnet sich durch einzelne Kalkberge, kleine Bergketten und Plateaus aus. Auch Kalklandschaften, wie z.B. Monte Pallegrino oder San Carlogero sind typisch für Sizilien. Die einzig deutlich abgesetzten Bergketten der Insel sind die Gebirge Nebrodi und Madonie im Norden ( bis zu 1979m ). Die Oberflächenstruktur im Inneren von Sizilien ist unregelmäßig, hügelig und bis zu 1000m hoch. Dieses Hügelland fällt stufenförmig gegen die Südküste ab. Besonders bemerkenswert sind die fruchtbaren Ebenen von Catania, die sich 430qkm zwischen Ätna und den Bergen von Sykarus ausdehnen und immer wieder von Erdbeben heimgesucht werden. Das übrige Flachland von Sizilien besteht aus schmalen Küstenebenen, hauptsächlich im Süden und Südwesten.

 

Weitere wichtige Merkmale in der Oberflächenstruktur Siziliens sind vulkanische Bildungen. Im Osten befindet sich der berühmteste Vulkan der Insel: Der Ätna. Er ist etwa 2300 m hoch und bildet mit seinen Nebenkratern eine gigantische Landschaft, die eine Fläche von über 1200 km² bedeckt.


Gewässer: Der Salzo ist mit 144 km der längste Fluss Siziliens. Er ist neben Simento einer der bedeutendsten Flüsse für die Landwirtschaft. Die Bewässerung auf der Insel ist verhältnismäßig gering, und der Wasserstand der Flüsse äußerst unausgeglichen. Manche Flüsse sind durch Überwässerung berüchtigt, z.B. der 110km lange Platani oder Magazzolo, die beide der Südküste zufließen. Andere Bäche aus dem Inneren Siziliens versiegen eher sie die Südküste erreichen. Durch Belice, der im Westteil der Insel gestaut wurde, wird Palermo mit Elektrizität versorgt.

Sizilien hat nicht viele natürliche Seen. Der See Lentini ist seit langem trockengelegt und bietet heute einen fruchtbaren Ackerboden. Die übrigen Gewässer im Landesinneren sind Sümpfe, die in den heißen Sommermonaten austrocknen. Außerdem sind zahlreiche Stauseen über der Insel zerstreut.

Klima: Sizilien ist gekennzeichnet durch ein beständiges mediterranes Klima. Der Winter ist mild und niederschlagsreich. Im Januar und Februar liegt die Durchschnittstemperatur bei 11°C, in wärmeren Gebieten, wie Taormina, bei 15°C. der sizilianische Frühling leidet an einem sehr unbeständigen Wettercharakter. Zu dieser Jahreszeit sind Kaltlufteinbrüche nicht ausgeschlossen. Zum Sommerbeginn nehmen die Niederschläge rapide ab und es wird extrem heiß und trocken. Der heißeste Monat an der Nordküste ist der Juli, an der Südküste der August. Zudem lassen afrikanische Winde, die auf der Nordküste auftreten, die Temperaturen bis auf 40°C ansteigen! An solchen Tagen wirkt das Land wie ausgestorben. Glücklicherweise dauern diese Winde, die sogar Sand aus der Sahara mitbringen, nicht länger als drei Tage. 

Zwar sind die Temperaturen an den Bergstätten niedriger, jedoch nimmt die Trockenheit durch die Strahlungsintensivität zu. Das Klima Siziliens zerfällt praktisch in zwei Perioden:
1) Die niederschlagsreiche Periode zwischen Oktober und Mai
2) Die beinahe niederschlagsfreie Periode zwischen Juni und September. 
Im September kommen nach der Trockenperiode die ersten Gewitter auf und die gelb-braune Landschaft wird wieder grün.

Wirtschaft: In Sizilien spielt die Landwirtschaft die Hauptrolle der Gesamtproduktion. Die folgende Tabelle macht dies deutlich:

Daneben werden Reben, Mandeln, Oliven und Bohnen angebaut. Etwa ein Viertel des italienischen Fischfanges wird rund um Sizilien eingebracht, wobei Sardinen und Thunfisch, sowie Sardellen, Korallen und Krebstiere besonders beliebt sind.
Sizilien ist ein Hauptstandort für den Schwefelabbau. Auch die Förderung und Verarbeitung von Erdgas und Erdöl ist ein wichtiger Bestandteil der sizilianischen Wirtschaft. Ihre Produktionsstätten befinden sich überwiegend im Osten, vor allem in Catania und Syrakus, sowie in Regusa und Gela. In den größeren Städten werden Glaswaren, Metallwaren und Zündhölzer hergestellt.

Menschen und Kultur:
Sizilien ist ein Geschichts- und Kunstgeschichtsbuch zugleich, ein Kompendium der grössten Kulturen aller Epochen. Eine sonnenerfüllte Insel mit einer kontrastreichen Natur, einer herrlichen Küste, einer feinen, schmackhaften, mit köstlichen Aromen verfeinerten Küche, die auf einer alten Mittelmeertraditionen beruht. Die griechischen Städte Siziliens (Agrigent, Selinunte, Segesta, Syrakus, um nur die wichtigsten zu nennen) gehörten zu den schönsten Städten der hellenischen Welt. Wer heute das Tal der Tempel in Agrigento besucht oder im Sommer an einer Veranstaltung im Griechischen Theater von Syrakus teilnimmt, wird sich in die altgriechische Vergangenheit zurückversetzt fühlen. Das gilt in Sizilien auch für viele andere Epochen und Kulturen, von der spanischen bis zur französischen. Eine Ausnahme bildet die arabische Herrschaft, die nur wenige greifbare Zeugnisse hinterlassen hat.
Aus dem Völkergemisch der Jahrtausende hat sich kein einheitliches Kennzeichen, keine gemeinsame Eigenschaft herauskristallisiert. Das liegt weniger am Unvermögen, griechische, römische, arabische und orientalische Elemente zu verschmelzen, als vielmehr an der Tatsache, dass die Inselbewohner grundverschiedenen Lebensumständen unterworfen sind. Es gibt Großgrundbesitzer, Kleinbesitzer und Taglöhner. Nur wenige Sizilianer sind sehr reich, viele sind fleißig, doch noch immer ist die Hälfte nach unseren Begriffen sehr arm.

Auch heute lebt der Sizilianer im (Groß-)   Familienkreis. Dieser schließt Eltern, Kinder, Enkel, Onkel, Tanten, deren Kinder und die Ausgewanderten mit ein. Jahrhundertelange Fremdherrschaft hat das sizilianische Misstrauen geprägt, man traut weder dem Grundherren, noch dem Staat oder anderen öffentlichen Gemeinden. In der Familie jedoch übernimmt man gegenseitig Bürgschaften, leiht sich Geld und Geräte, zahlt Studien, investiert in Betriebe und handelt Heiraten aus.

Dennoch gibt es immer wieder Fälle von Blutrache, in der es nicht selten um das Erbe, die Weitergabe von Besitztum, geht. Schweigen über Familienangelegenheiten ist höchste Pflicht, auch bei kriminellen Delikten. Hier liegen die Ursprünge der „omerta“, des absoluten Redeverbots der Mafia. Sie ist keine feste Organisation, und nicht jeder, der mit ihr zu tun hat, ist gleich Mafioso. Die „cosche“, Aktionsgruppen, die Recht und Macht nach ihren Vorstellungen ausüben, verbinden sich oder bekämpfen sich einander bis zum Tod. Der Boss jeder „cosca“ verlangt absoluten Gehorhsam. Die Führungsspitzen der Mafia haben ihre Verbindung zur Politik und zur Wirtschaft, sie betreiben illegale Geschäfte, insbesondere Drogen- und Waffenhandel. Auch Prostitution, Wett- und Glücksspiele liegen im Kontrollbereich der Mafia. Wer sich auf ihre „Unterstützung“ einlässt, kommt nicht mehr davon los.

So zurückgezogen und bescheiden die überwiegend katholische Bevölkerung im Allgemeinen lebt, an den Festtagen, die zum größten Teil auf religiöse völkische Überlieferungen zurückgehen, zeigt der Sizilianer ein überquellendes Lebensgefühl. Die ganze Bevölkerung feiert mit Pomp und Prachtentfaltung, die Straßen sind verstopft, Feuerwerkskörper explodieren an allen Ecken und Enden und Orgien in Lärm und Farbe verändern das im Allgemeinen eher herbe Bild der Insel gründlich.
Der Sizilianer gleicht dem Italiener vom Aussehen her. Auch er ist klein, Größen über 1,70m sind selten. Sein Haar ist braun bis schwarz, doch der Prozentsatz der Hellhaarigen, vielleicht Nachkommen der Normannen, ist größer als im übrigen Sizilien. Außerdem gibt es die verschiedensten Mischungsverhältnisse der Hautfarbe zwischen hellen und dunklen Brauntönen.

Sehenswürdigkeiten: Aufgrund ihrer langen, wechselvollen Geschichte bietet die Insel eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten. Alle hier wirkenden Kulturen hinterließen eine Reihe von Zeugnissen. Kaum eine andere Region bietet auf ähnlich großem Raum eine derartige Fülle von architektonisch interessanten Bauten. Die Zentren von Palermo, Catania, Messina, Sykarus, Trapani und anderen Städten beherbergen neben Bauten aus griechischer und römischer Zeit auch Bauwerke aus der Normannenzeit sowie zahlreiche Beispiele moderner Architektur. Darüber hinaus sind auch viele Siedlungen aus der Antike in Resten erhalten. Zu den bekanntesten archäologischen Sehenswürdigkeiten gehören die griechischen Ruinen von Agrigento im Süden der Insel. Die im sogenannten Tal der Tempel freigelegten, aus dem 5. und 6. Jahrhundert vor Christus stammenden dorischen Tempel zählen zu den besterhaltenen ihrer Zeit. Herausragend ist der Tempel des Zeus; dieses 480 v. Chr. errichtete, aber nie fertiggestellte Bauwerk wurde anlässlich des Triumphs der Griechen über die Karthager angelegt. Mit einer Länge von 113 Metern ist der Zeustempel die größte Halle des griechischen Altertums. Weitere Tempel sind anderen Gottheiten, wie etwa Hera und Concordia, geweiht.

 

 

Ein weiteres herausragendes Beispiel griechischer Architektur ist der Apollontempel von Selilunt, einer Stadt im Südwesten der Insel. Auf der vollständig von Mauern umgebenen Akropolis sind Reste dorischer und hellenistischer Tempel erhalten. Weitere Beispiele guterhaltener Bauten aus griechischer Zeit finden sich in Segesta im Nordwesten Siziliens. Zu den erhaltenen Sehenswürdigkeiten aus der Antike gehören ein hellenistisches Theater aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., das aus dem Felsen gehauen wurde, und ein unvollendeter Tempel aus dem 5. Jhd. v. Chr. auf einem Höhenrücken im Westen der Stadt; er umfasst 36 Säulen und zählt zu den am besten erhaltenen dorischen Tempelbauten auf Sizilien. In der auf dem Monte Catlafano östlich von Palermo gelegenen, von Phönikiern gegründeten und später von Römern übernommenen Stadt Solunto sind die Ruinen eines Gymnasiums und eines Theaters erhalten.

Neben beeindruckenden Museen und antiken Bauten bietet die Insel eine Vielzahl wunderschöner Badestrände und Heilbäder. Die liparischen Inseln Lipari, Vulkano, Salina, Panarea, Stromboli, Filicudi und Alicudi sind mit ihren zerklüfteten Küsten und Buchten ein Paradies für Wasser- und Unterwassersportler. Viele Touristen nehmen an Rundfahrten, sei es mit dem Fahrrad, dem eigenen Auto, Bahn oder Bus, teil um sich ein Bild von diesem klassischen Reiseland zu verschaffen.

 

Speisen und Getränke: Meeresfrüchte, Gemüse und Obst bilden die Basis der sizilianischen Küche, die eine bunte Mischung verschiedener Traditionen rund ums Mittelmeer ist. Dazu kommen die Erzeugnisse der einzelnen Regionen, die die Küche unverwechselbar machen. An der Küste ordert man fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte. Aus den zarten Sardinen werden entweder mit Zitrone, Pfeffer und Petersilie marinierte Filets oder mit Käse und Semmelmehl gefüllte Rouladen, Involtini gemacht. Mitunter kommen sie auch als süßsaurer Auflauf auf den Tisch: Sarde a Beccafico. Oder man entscheidet sich für die rosigen Krabben und Garnelen. Wenn man Glück hat, sind gerade Meeresschnecken, Babbaluci, eingetroffen.

 


Geschichte
:
Sizilien hatte in der Antike Handelsstützpunkte der Griechen und Karthager. 480 besiegten die Syrakusaner Hamilkar, den Führer der Karthager, in einer großen Schlacht bei Himera. Dennoch gelang es den Karthagern später, in Sizilien ihre Herrschaft auszuweiten, bis sich Sizilien als Provincia Sicilia (erste römische Provinz 241 v. Chr.) zur Kornkammer Italiens entwickelte. Nacheinander bemächtigten sich der Insel 455 die Wandalen, 493 die Ostgoten, 535 Byzanz, 827 die Araber, 1091 wurde die bereits 1061 begonnene Eroberung Siziliens von dem Normannenkönig Roger I. abgeschlossen, dessen Sohn Roger II. Sizilien 1130 mit Unteritalien vereinigte. 1194–1268 (1265) war Sizilien im Besitz der Staufer, dann in dem der Anjous, gegen die es sich erhob (Sizilianische Vesper), wodurch es wieder von Neapel getrennt wurde und 1282 an Aragón kam. 1713 fiel es an Savoyen, 1720 durch Tausch an Österreich, 1734–1860 war es bourbonisch und war mit Neapel vereinigt („Königreich beider Sizilien“); seitdem italienisch.

Links zum Thema Sizilien




© verantwortlich für diese Seite sind <Elena & Katharina>